Ein ungewöhnliches Hobby: Die Apfel-Rettung
Die beiden US-Amerikaner David Benscoter und EJ Brandt haben ein ungewöhnliches Hobby: Sie suchen in verlassenen Obstgärten nach alten Apfelsorten, von denen einige als ausgestorben gelten. Dabei gehen sie jedem Hinweis nach und suchen auf alten Karten nach Obstplantagen, die vor mehr als 100 Jahren in Washington und Idaho von Siedlern gegründet wurden. In diesen verlassenen Siedlungen wurden sie in der Vergangenheit immer wieder fündig – insgesamt 23 Sorten konnten so wiederentdeckt werden. Unterstützt werden die Freiwilligen des „Lost Apple Projects“ dabei von Experten des „Temperate Orchard Conservatory“, welche die Sorten anhand alter Botanikbücher bestimmen und auf ihrer eigenen Plantage anbauen.
Schätzungen zufolge wurden um das Jahr 1880 herum weltweit etwa 20.000 verschiedene Apfelsorten angebaut, in den USA sind es heute noch circa 4.300 und in Deutschland nur noch 1.500, von denen allerdings nur wenige Dutzend eine wirtschaftliche Bedeutung haben. Das Engagement von Hobby-Botanikern wie Benscoter und Brandt ist umso wichtiger, da die Entwicklung weltweit zu immer weniger verschiedenen Sorten tendiert. So gehören zwei Drittel der in Europa verkauften Äpfel zu den drei Sorten Golden Delicious, Jonagold und Red Delicious, während über 70% der in China (dem größten Apfelproduzent der Welt) angebauten Äpfel zu einer einzigen Sorte gehören, nämlich dem Fuji.
Kontroverse Trends & engagierte Retter.
Eine weitere kontroverse Entwicklung der letzten Jahre ist die Verbreitung von sogenannten Clubsorten. Hierbei müssen die Obstbauern eine Lizenzgebühr an den Rechteinhaber zahlen, um unter dem registrierten Markennamen ihre Äpfel vertreiben zu können. Dabei gibt es strenge Qualitätskontrollen und das angebotene Obst ist nicht nur teurer, sondern wird meist auch aus dem Ausland importiert und erschwert heimischen Sorten den Marktzugang. Bekannte Clubäpfel sind Pink Lady, Kanzi oder Jazz.
Diese Zusammenhänge betreffen natürlich nicht nur Äpfel, sondern nahezu alle Nutzpflanzen. So gibt es weltweit mehr als 30.000 Pflanzenarten, die für die menschliche Ernährung geeignet sind, jedoch decken nur 0,1 % davon 95% des Kalorienbedarfs der gesamten Menschheit – circa 2.000 Arten sind vom Aussterben bedroht. Der Trend ist bei Pflanzengattungen und Sorten einzelner Nutzpflanzen derselbe: Immer weniger Arten spielen eine immer größere Rolle, während alte zurückgedrängt werden, bis sie schließlich ganz verschwunden sind.
Doch zum Glück gibt es engagierte Vereine, die viel Arbeit in die Bewahrung und Verbreitung alter Kultursorten stecken und so zu einer größeren ökologischen Vielfalt beitragen. Im deutschsprachigen Raum sind dies z.B. Arche Noah oder VERN und auch viele Naturschutzvereine engagieren sich und informieren interessierte Verbraucher und Hobbygärtner darüber, wo man alte regionale Obstsorten kaufen kann.
Kommentare: keine Anworten