Ein Problem – (k)eine Lösung?
Laut aktueller Schätzungen wird sich im Jahr 2050 (bezogen auf das Gewicht) mehr Plastik in unseren Meeren befinden, als Fische darin schwimmen. Das die Weltmeere plastikverseucht sind, ist kein Geheimnis. Dennoch gehen nur die wenigsten Menschen dieses Problem gezielt an – verständlich. Denn allein das Ausmaß der Verschmutzung durch Plastik ist nur schwer zu begreifen, das Problem effektiv zu lösen ist eine Mammutaufgabe und eines der dringlichsten Angelegenheiten unserer Zeit zugleich. Jährlich landen acht Millionen Tonnen Plastik im Meer, was einem Müllwagen pro Minute entspricht.
Wenn aus einer simplen Idee revolutionäre Wirklichkeit wird.
2011 hatte der damals 16-jährige Boyan Slat diese Verhältnisse hautnah erfahren, als ihm bei einem Tauchgang in Griechenland mehr Plastik als Fische entgegenschwammen. Er stellte sich die Frage, warum wir das ganze Plastik nicht einfach aus den Ozeanen holen. Eine Frage, die ihn verfolgte. Boyan schaute sich daraufhin das Problem im Rahmen eines Schulprojektes näher an und versuchte zu verstehen, warum es allgemeinhin als unmöglich betrachtet wurde eine Lösung dafür zu finden.
Meeresströmungen laufen an einigen zentralen Stellen zusammen. Dort trifft sich natürlich auch das meiste Plastik, weswegen man auch von sogenannten „Müllstrudeln“ spricht. Boyan wurde nach einem Jahr Recherche bewusst, dass herkömmliche Netze und Gefäße niemals rechtzeitig das ganze Plastik aus den Meeren fischen können werden. Seine Idee war es, mithilfe eines passiven Konzentrationssystems, das sich die natürlichen Strömungen des Meers zunutze macht, das Plastik erst in den Müllstrudeln zu konzentrieren und dann herauszuholen.
2012 wurde Boyan dazu eingeladen, auf einer TEDx Konferenz seine Idee zu präsentieren. Zunächst hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Boyan begann ein Studium an der Technischen Universität Delft, doch schon nach sechs Monaten brach er sein Studium wieder ab und startete mit 18 Jahren und einem angesparten Startkapital von 300€ sein Projekt „The Ocean Cleanup“. Im März 2013 bekam die TEDx Präsentation plötzlich viel Aufmerksamkeit von diversen Nachrichtensendern und Internetplattformen. Durch Crowdfunding wurden zunächst 90.000 US-Dollar in Boyan’s Unternehmen investiert – heute sind es über 30 Millionen US-Dollar.
Boyan’s TEDx Präsentation 2012.
Saubere Weltmeere – Es hat begonnen.
Seit ein paar Monaten befindet sich das erste Säuberungssystem von The Ocean Cleanup im Einsatz. Das 20 Millionen Dollar teure System treibt momentan durch den großen pazifischen Müllstrudel, welcher der größte der fünf Müllstrudel ist und sich aus schätzungsweise 80.000 Tonnen Plastik, auf einer Fläche die 4,5-mal so groß wie Deutschland ist, zusammensetzt. The Ocean Cleanup’s System 001 stellt eine künstliche, U-förmige Küstenlinie dar, die aus zwei Teilen besteht. Ein Teil schwimmt auf der Wasseroberfläche und verhindert, dass das dort schwimmende Plastik dem System entwischt und der andere ist eine Art Netz, das 3m Tief ins Wasser reicht und das Plastik einfängt. Das System wird somit auf natürliche Weise vom Wind, den Wellen und der Meeresströmung angetrieben. Das heißt, dass es in dieselbe Richtung wie das Plastik schwimmt, nur schneller, da das Plastik, im Gegensatz zum System 001, nur der Meeresströmung ausgesetzt wird.
So sammelt The Ocean Cleanup’s System ganz automatisch, dank der natürlichen Kräfte des Ozeanes, das Plastik ein, welches dann alle paar Monate aus dem Netz entfernt wird. Schätzungen zufolge soll auf diese Weise schon in den nächsten fünf Jahren ungefähr die Hälfte des Plastiks aus dem großen pazifischen Müllstrudel entfernt werden.
Eine illustrative Erklärung der Technologie hinter ‚The Ocean Cleanup‘.
Bildquelle: The Ocean Cleanup.

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